Kunstdiskurs und weibliche Portraitkultur nördl. d. Alpen (7.-8.5.2003 Giessen)

Kunstdiskurs und weibliche Portraitkultur nördl. d. Alpen (7.-8.5.2003 Giessen)

Veranstalter
Kunstgeschichtliches Seminar Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10/ Haus G D - 35394 Gießen
Veranstaltungsort
Ort
Giessen
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.05.2003 - 08.05.2003
Deadline
01.09.2002
Website
Von
Ruby, Sigrid

Kunstdiskurs und weibliche Portraitkultur nördlich der Alpen
07./08. März 2003

Eine vielfach zitierte Darstellung aus Albrecht Dürers "Unterweysung der Messung" (publ. 1538) zeigt den "Zeichner des liegenden Weibes", der ansetzt, sein Bild vermittels eines Rasters zentralperspektivisch korrekt zu Papier zu bringen. Das abzubildende Modell ist eine annähernd nackte Frau, die in unbequemer Haltung auf dem Tisch des Zeichners posiert. Der weibliche Körper fungiert hier nicht nur als Motiv des maßgerechten Zeichnens, sondern zugleich auch als Sinnbild der Zeichenkunst. Einige Jahre später verfaßt der französische Dichter Pierre Ronsard seine "Elegie à Janet" (publ. 1555). Das Gedicht ist die Beschreibung eines Gemäldes, das Ronsard dem Hofmaler Francois Clouet zu malen aufgibt. Es handelt sich um ein Portrait seiner Geliebten Cassandre, einer "beauté de cour", deren ideale Schönheit der Dichter nach petrarkistischer Manier detailliert schildert. Das in den Versen evozierte imaginative Bild der Frau ist Anlaß und Gegenstand eines paragone, eines fiktiven Wettstreits zwischen Malerei und Dichtung.

Zwei Stationen eines sich herausbildenden Kunst- und Künstlerdiskurses nördlich der Alpen, der antike und italienische Vorbilder aufgreift und damit offenbar auch das Konstrukt vom Bild der schönen Frau bzw. von der Frau als schönes Bild übernimmt. Wie normativ ist diese Gleichsetzung von Frau, Schönheit und Kunst? Welchen Stellenwert hat es für die künstlerische Praxis einerseits und für soziale Praktiken im Umgang mit Bildern andererseits? Diese Fragen scheinen für den nordalpinen Raum bislang kaum gestellt zu sein. Um einen Anfang zu machen, will unsere Tagung vor allem zwei Fragen nachgehen: Inwiefern sind Frauen und ihre (Selbst-)Darstellungen an der Herausbildung, Weiterentwicklung und Modifizierung des Kunstdiskurses nördlich der Alpen beteiligt? Welche Bedeutungen haben die Frau im Bild und (neue) Vorstellungen von der Frau als Bild für den gesellschaftlichen Status der Frau - und vice versa? Bei den historischen Frauenfiguren kann es sich um einzelne Künstlerinnen, Mäzeninnen, Fürstinnen, Äbtissinnen u.a., aber auch um weibliche Interessengruppen, Verbände und ganz unterschiedlich motivierte Gemeinschaften von oder mit Frauen aus dem nordalpinen Raum handeln. Erwünscht sind Beiträge zu Fallbeispielen, bei denen eine konkrete weibliche Portrait- bzw. Repräsentationskultur das Spannungsfeld zwischen Mimesis und Idea, also zwischen unterschiedlichen Darstellungsabsichten und Realitätsbezügen, aufzuzeigen und in seiner sozialen Wirksamkeit zu diskutieren erlaubt.

Besonders willkommen sind Beiträge aus dem Bereich der Frühen Neuzeit (16.-18. Jh.).
Um die Zusendung eines Beitragsvorschlags (Titel, abstract von ca. 1-2 Seiten) wird bis zum 1. September 2002 gebeten.

Programm

Kontakt

Dr. Sigrid Ruby / Simone Roggendorf M.A.
Kunstgeschichtliches Seminar der JLU Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10 / G
35394 Gießen
Tel.: (0641) 99-28291
Fax: (0641) 99-28289
sigrid.ruby@geschichte.uni-giessen.de / simone.v.roggendorf@kunst.geschichte.uni-giessen.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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